Liebe Männer PDF Drucken E-Mail

Bemerkungen zur männlichen Homosexualität

Nie und nirgends waren Lust und Liebe zwischen Mann und Mann unproblematisch und selbstverständlich. So selbstverständlich nämlich, daß man nicht darüber zu reden brauchte. Im Gegenteil war und ist das Problem der Rede wert oder eines nicht weniger beredten Verschweigens. Jede Kultur, jede Epoche ist auf ihre Weise bemüht, sich der Beunruhigung durch mann-männliche Erotik zu entziehen. So können brutale Repression, wie etwa die Schwulenverfolgung im „Dritten Reich, und vorsichtige Integration, wie etwa die Institutionalisierung der Päderastie als Initiations- und Erziehungsmodell im antiken Griechenland, bei aller Verschiedenheit als zwei verschiedene Strategien in demselben Konflikt betrachtet werden. Sexuelle Beziehungen zwischen Männern sollen am besten nicht sein. Wo man sie dennoch duldet, muß man sie in besonderer Weise reglementieren. Ob männerliebende Männer geleugnet, belächelt, verlacht, verhöhnt oder verfolgt und vernichtet werden, immer gilt: ihre Lust ist ein Problem. Auch und gerade die abendländische Kultur hat sich dieses Problems angenommen und es auf den Punkt gebracht: sie entdeckte die Homosexualität.

Was ist Homosexualität? Was meinen wir eigentlich, wenn wir davon sprechen? Welche Wirklichkeit soll so bezeichnet werden? Ein bestimmtes Verhalten? Eine psychische Disposition? Eine physische Konstitution? Gebrauchen wir „homosexuell“ als Begriff der Biologie, der Medizin, der Psychologie, der Soziologie, der Kriminologie, der Rechtswissenschaft, der Moraltheologie? Die Selbstverständlichkeit, mit der wir uns solcher Begriffe wie Homosexualität, Heterosexualität, Bisexualität bedienen, löst sich auf, wenn wie näher hinsehen und nachfragen.

Weiterlesen...
 
<< Start < Zurück 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Weiter > Ende >>

Seite 6 von 11
Joomla template by a4joomla