Kleines christliches Manifest Drucken
Das Christentum ist radikal, denn es will von Grund auf einen besseren Menschen, einen, der Gutes tut und Böses lässt, und damit von Grund auf bessere Verhältnisse. Das Übel soll an der Wurzel gepackt und ausgerottet werden. Es geht nicht um äußere Formen, um so ein bisschen Frömmigkeit obenhin, sondern um ein Leben nach Gottes Wort durch und durch. Alles soll von Grund auf gut werden, jeder einzelne Mensch ein Heiliger, alle zusammen eine Gemeinschaft von Heiligen.
Das Christentum ist extremistisch, denn es gibt sich nicht mit halben Sachen zufrieden. Es verlangt nach dem ganzen Menschen, nach seinem ganzen Leben, nach seiner vollen, bedingungslosen Hingabe. Der Christ soll bis zum Äußersten gehen. Den Willen Gottes zu tun ist der Extremfall, der gemäß dem Evangelium zum Normalfall werden soll. Die herrschende Normalität, das Mittelmaß, die Lauheit, das nicht ganz böse, aber auch nicht ganz gut Sein, steht dem Christentum im Wege und muss mit allen Mitteln bekämpft werden. Kompromisse sind Komplizenschaften. Die Wahrheit gilt unbedingt. Jede Einschränkung, Abschwächung, Weglassung verrät sie an die Lüge. Es gilt, das Gute zu tun und das Böse zu lassen, alles andere ist Sünde.
Die Sünde stammt nicht von Gott. Die Sünde macht unfrei, Gott aber will die Freiheit jedes einzelnen Menschen. Die Menschen jedoch haben sich und einander zu Knechten der Sünde gemacht. Alle Schlechtigkeit der Welt erwächst aus dem Tun und Lassen der Menschen. Sie müssen ihr Tun und Lassen von Grund auf und nachhaltig ändern, damit etwas besser werden kann. Aber das vermögen sie nicht aus eigener Kraft. Sie brauchen Christus. Nur durch ihn, mit ihm und in ihm kann alles vollendet werden.
Am Ende wird alles gut. Bis dahin ist alles mehr oder minder schlecht außer Gott und das, was von Gott stammt. Nur wenn sie sich ganz Gott überlassen, können die Menschen der Sünde entkommen und in Gottes Herrlichkeit eingehen. Ohne die Gnade Gottes sind die Menschen nichts, ihr Treiben ist nichtig und böse. Die Gnade Gottes aber hilft der Schwachheit auf, sie führt zur Vergebung der Sünden und zur ewigen Seligkeit.
Christentum ist Einspruch gegen die Schlechtigkeit der Welt. Damit dieser Einspruch sinnvoll ist, muss er so vorgebracht werden, dass die Welt ihn sich nicht gefallen lassen kann. Ein Christ, der nicht von der Welt verfolgt wird, hat sich nicht entschieden genug gegen die Welt gewandt.
Christ sein heißt, der Welt eine Absage zu erteilen. Christen dürfen nicht so wie die Welt sein wollen. Sie dürfen nicht wollen, was die unter der Herrschaft der Sünde stehende Welt will. Sie müssen der Welt widersprechen. Diesen Widerspruch am eigenen Leibe zu erfahren, bedeutet zu leiden.
Darum ist Leiden nichts Schlechtes. Wer leidet, hat Anteil am Guten, das dem Bösen und dem das Böse widerspricht. Vieles ist nicht so, wie es sein sollte. Das Gute ist das, was sein soll, das Böse soll nicht sein. Trotzdem geschieht es, und dieser Widerspruch widerfährt den Menschen als Leiden. Niemand soll sich oder anderen unnötigerweise Leid zufügen. Wer kann, soll das Leid anderer und das eigene lindern und beseitigen. Leiden ist kein Selbstzweck. Es zeigt an, dass etwas nicht in Ordnung ist. Man braucht das Leiden also nicht zu suchen, aber man darf ihm auch nicht ausweichen, wenn das hieße, die Wahrheit zu verraten. Nicht jedes Leiden ist sofort oder überhaupt je verständlich und ergibt einen erkennbaren Sinn. Gleichwohl ist es, wenn es unvermeidbar ist, anzunehmen. Gottes Sohn hat für uns gelitten. Wer um Christi willen leidet, wer sein Leiden Gott aufopfert, wird Anteil haben an der Herrlichkeit dessen, der den Tod überwunden hat.
Nur der, der ganz Gott und ganz Mensch war, konnte durch seinen Tod und seine Auferstehung die Herrschaft der Sünde brechen und Gott und Menschen versöhnen. Durch sein Opfer sind die Menschen ein für alle Mal freigekauft (erlöst) von der Sünde. Das heißt nicht, dass seither niemand mehr sündigt. Auch nicht, dass niemand mehr leidet. Aber es heißt, dass die Sünde, wenn der Sünder sich von ihr ab- und dem Erlöser zuwendet, vergeben wird und dass an die Stelle der unvermeidliche Folge der Sünde, also des Todes und der ewige Qual der Gottesferne (Hölle), das ewige Leben und die Seligkeit der Schau von Gottes Herrlichkeit tritt.